Der österreichischen Künstlerin, die wir dieses Monat aufgreifen, gelang mit ihrer ersten Performance 1990 ein karrierefördernder Skandal: Sie fügte sich Wunden zu, um sich anschließend mit dem Blut selbst zu bemalen. Silvia, ach Silvia! Wie damals ist in ihren Arbeiten Inszenierung und Realität, Fiktives und faktisches oft nicht zu trennen. Sie spielt mit der Rolle der Künstlerin als öffentliche Person versus ihrem Privat- und Intimleben, bearbeitet das Thema der Aufmerksamkeit und Selbstinszenierung als Star, etabliert Bezüge innerhalb der Kunst und thematisiert die Spannung zwischen Epigone und Originalität. Jede Silvia, jede Andrea als eigenes Kunstwerk?
Seit den 1980er Jahren dokumentiert und inszeniert sie sich und ihr Leben in verschiedenen Medien: Malerei, Fotografie, Video und Performance. Sie geriet mehrfach in gerichtliche Konflikte mit Galeristen und ließ bei einer über drei Jahre lang geplante Ausstellung einfach weiße Wände eröffnen – eine konzeptuelle Geste? Silvia, ach Silvia! Eine große Werkschau mit Werken gab es 2003 im Essl Museum und 2009 repräsentierte sie Österreich auf der Venedig Biennale.
Das Projekt Cat Woman spielte sie London. Silvia, ach Silvia! Es wurde indirekt in der Sendung Willkommen Österreich diesen Jänner vorgestellt. Wie so oft gab es auch dabei keine Bühne, keine Galeriewand und keine Museumsschwelle ̶ „Wozu auch?“ sagte die von uns gesuchte Künstlerin lakonisch. Silvia, ach Silvia!
Wen suchen wir diesen Monat mit Cat Woman?
RätselLösung März
Mit dem Rätsel des vergangenen Monats haben wir uns auf Fiona Hall und ihre Arbeit im australischen Pavillon in Venedig 2015 bezogen. Als Nachtrag eine Textstelle aus dem sehr aufschlussreichem Buch „Entlang der Gräben“ von Navid Kermani. Er gib ein Statement des polnischen Schriftstellers Adam Zagajewski wieder: „Man könne nicht ständig die Engstirnigkeit, die Borniertheit, die Angst bekämpfen, sagt er, das mache auf Dauer blöd. Vielmehr müsse man zeigen – in der Gesellschaft, in der Kultur, in Büchern, im alltäglichen Miteinander -, daß sich die Offenheit lohnt, daß sie Spaß macht, daß sie schön ist, daß sie einen weiterbringt als der Rückzug. Mit Langeweile rette man Europa nicht.“
(Navid Kermani, Entlang der Gräben. Eine Reise durch das östliche Europa bis nach Isfahan, München 2018, S. 33)