„Welche Seite sollen wir aufschlagen?“ fragte der Galerist Buchholz die von uns interpretierte Künstlerin. „Irgendeine. Es sind alles gute Seiten“, gab sie zur Antwort. Das Collagen-Buch von dem hier die Rede ist, haben wir als Faksimile. 2015 wurde es in einem überdimensionalen Format verlegt, das selbst die großzügig dimensionierten Fächer meines Bücherregales sprengt und horizontal eingelagert werden muss. Es trägt einen Titel, der im Jahr darauf namensgebend für eine Retrospektive im Walter-Gropius-Bau, Berlin gewesen war.
Nicht nur äußerlich ist das Collagen-Buch ein Unding, auch inhaltlich: Grob, wild und scheinbar beliebig, scheint die visuelle Sammlung aus Alltagsbildmaterialien. Hingeflezte Sujets, Klebeflächen, als Flächen sichtbar stehen gelassen, Illustrierte und persönliches Fotomaterial, vielleicht. „Hübsch hässlich“, kann ich mir als Kommentar von manch einem Trash-Banausen beim Blättern im Buch vorstellen. Oder ratlos fragendes Schulterzuckern von denen, die die Unzugänglichkeit eher bei sich selbst als im Kunstwerk, suchen. Ein großformatiges Collagen-Buch, ein persönliches oder pseudo-persönliches Seitenblicke-Buch, fast wortlos, dafür mit viel Kebestreifen, denn Gaffer hält anscheinend nicht nur die Welt, sondern selbst die zerfleddertste Künstlerinnenpersönlichkeit zusammen. Die deutsche Künstlerin mit internationalem Renommee, dreimal nahm sie an der Documenta teil und 2007 vertrat sie Deutschland in Venedig, lebt und arbeitet seit Jahrzehnten in Berlin und immer wieder auch in NY. Sie lässt sich weder einem Genre, noch einer Gattung, noch einem Material zuordnen. Aber die überdimensionalen stählernen Rosen und Orchideen sind es, die sie populär machten, nicht das Collagen-Buch, das wir diesen Monat imitieren.
Auf welche Künstlerin beziehen wir uns?
Im April, April scherzt Ai Weiwei mit der Kunst und erhielt hoffentlich ein fettes Honoar von Hornbach.