Der Traum vom Fliegen ist bekanntlich so alt wie die Menschheit selbst, und dass die Chronologie der Luftfahrt eine lange Liste von Männernamen ist, ist auch wenig überraschend. 1984 war es, als ein Wiener Künstlerinnen-Duo erstmals eine Frau ̶ OK, eine Luftballonfrau ̶ ohne mechanische Hilfe fliegen ließen. Es entsprach ganz ihrem künstlerischen Anliegen, dass sie kaum Werk-Kunst schufen. Vielmehr war es ihr Bestreben Situationen im öffentlichen Raum zu inszenieren, die zu Diskursen über gesellschaftspolitisch brisanten Themen (wie Homosexualität, Feminismus, Machtverhältnisse, etc.) anregten. Ganz in der Tradition der Situationistischen Internationalen stellt die beiden damit auch das Menschenbild des Homo oeconomicus das des Homo ludens gegenüber. Mit dem situativen, öffentlichen und performativen Ansatz sollte eine Resonanz zwischen Alltagsleben und Kunst ins Bewusstsein gerufen und so Veränderung realpolitischer Strukturen initiiert werden.
Als Cover der Zeitschrift Artfan, deren Gründerinnen die beiden waren, fanden wir ein Bild des Fluges der Luftballonfrau in einer Retrospektive im Lentos im Winter 2020/21. Es scheint das einzige Bild der Aktion zu sein. Wir wissen wenig über das Ereignis. Ob die Ballon-Wienerin auch so schlecht geflogen ist wie unsere? Ob die beiden Künstlerinnen auch so viele Helfer*innen hatten wie wir, um die unförmige Figur vom Boden zu locken und sich überhaupt als Figur zu zeigen? Wir wissen es nicht.
Wer waren die beiden Künstlerinnen, die erstmals den Flug einer Frau ohne mechanische Hilfe inszenierten?