Wieder einmal ist es Marcel Duchamp, der hier als Referenz herangezogen werden muss. 1917 hat er mit wenigen Handgriffen Gegenstände des täglichen Gebrauchs aus dem banalen Alltagskontext herausgehoben und in die Sphäre der Kunst eingeschrieben. Dieser Shift gelingt auch der polnischen Künstlerin (1926 – 1973), deren Fotoserie wir diesen Monat nacharbeiten. „Es war letzten Samstag, die Sonne schien und ich hatte mehrere Stunden damit zugebracht, meinen Rolls Royce aus portugiesischem rosa Marmor auf Hochglanz zu bringen. Jetzt war ich müde, ich setzte mich und begann Kaugummi kauend vor mich hinzuträumen. Hin und wieder zog ich ungewöhnliche, bizarre Kaugummiformationen aus meinem Mund und begriff plötzlich, welch außergewöhnliche Kollektion abstrakter Skulpturen da durch meine Zähne wanderte (…).“ in: Wunder. Kunst, Wissenschaft und Religion vom 4. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Ausstellungskatalog, 2011/12, Hamburg, Snoeck Verlag, S. 101.
Diese von der Künstlerin selbst geschilderten Szene ereignete sich 1971. Gekaute Kaugummis wurden zu Skulpturen. Der Verunklärung des Maßstabes, die Körperlichkeit des Materials, der fragmentarische Charakter – all das sind Parameter, mit denen die in Paris verstorbene Künstlerin sich in all ihren Arbeiten auseinander setzt.
Wer ist die Künstlerin?