Jetzt haben wir vor Monaten auf das Arme-Poeten-Konto 40 € überwiesen und bisher noch nicht das klitzekleinste Fetzerl Poem erhalten. Das irritiert doch. Der Konto-Besitzer und seine Literatur gehört seit 50 Jahren zum öffentlichen Wiener Stadtraum. Fährt man mit der U-Bahn, geht man über eine Brücke oder schlendert man durch einen Park, kann es sein, dass man seine Pflück-Literatur entdeckt. Oder – eben, so das Angebot auf seiner Homepage und auf seinem Facebook-Account, wird einem gegen ein kleines Kopier-Entgelt /mit unserem Betrag sollten da doch einige Seiten möglich sein/ auch gesammelte Literatur zugeschickt. Wir warten darauf.
Im Gegensatz zur 088 KunstRätsel-Künstlerin, bringt dieser Lebenskünstler sein Werk nicht im finanzierten Einvernehmen und nach kulturpolitischer Absprache unter das Volk. Unzählige Anzeigen und Verwaltungsstrafen hat ihm das im Laufe der Jahrzehnte eingebracht. Dann hat ihm Helmut Zilk einige Bäume zum Bekleben zur Verfügung gestellt und Hilde Hawlicek die Benützung eines Kopierers ermöglicht. Er polarisiert: Zwischen schutzwürdiger Kunst im öffentlichen Raum und dem Tatbestand der schweren Sachbeschädigung ist er zu Hause. Der Dichter als Täter. Wie der 1953 in Wien geborene Freigeist heuer seinen 50-jährigen Einsatz zur Verbreitung kritischer Gedanken und literarischer Statements feiert, ist unklar.
Auf wessen Texte, von denen hier eine Auswahl meiner Sammlung zu sehen ist, warten wir und wem widmen wir dieses KunstRätsel?